Blütenpracht und Partnerschaft
Bei Orchideen denken die meisten an exotische, bunte Blumen. Doch es gibt auch einheimische Orchideenarten wie das Weisse Waldvöglein und die Vogel-Nestwurz. Ihre spezielle Ökologie ist faszinierend: Um zu überleben, brauchen sie nämlich Pilze, die sie füttern!
Im Juni und Juli blühen hier in schattiger, waldartiger Umgebung zwei erstaunliche einheimische Orchideen: die Vogel-Nestwurz und das Weisse Waldvöglein.
Das Weisse Waldvöglein wächst gerne im Halbschatten. Seine Samen enthalten jedoch keine eigenen Nährstoffe. Damit sie keimen können, brauchen sie die Hilfe eines Pilzes, der Nährstoffe aus dem umliegenden Waldboden zieht und sie an die Orchidee abgibt. So entsteht schliesslich eine Orchidee, die zwar durch Photosynthese selbst Nährstoffe herstellen kann, aber ihr Leben lang mit dem Pilz verbunden bleibt und weiterhin mit ihm in Symbiose lebt.
Was die Bestäubung angeht, ist das Weisse Waldvöglein recht unabhängig: Es wird nur selten von Insekten bestäubt und setzt häufiger auf Selbstbestäubung.
Auch die Vogel-Nestwurz ist auf einen Pilz angewiesen. Doch bei ihr sind die Bedingungen sogar noch extremer: Ihre Blätter und Blüten sind gelbbraun, sodass sie kaum Nährstoffe durch Photosynthese erzeugen kann. Auch ihre Wurzeln sind schwach ausgebildet und können sie kaum versorgen. Deshalb wird die Vogel-Nestwurz ihr ganzes Leben lang von einem Pilz ernährt, der ihr sogar Wasser zuführt – ohne etwas dafür zurückzubekommen. Deshalb nennt man sie einen sogenannten Vollschmarotzer.
Die Bestäubung erfolgt meist durch Fliegen, die vom süsslichen Geruch der Vogel-Nestwurz angelockt werden und dabei ihren klebrigen Pollen streifen.
Wer hätte gedacht, dass hinter diesen scheinbar einfachen Blumen so verblüffende Überlebensstrategien stecken? Viele Orchideenarten leben in enger Verbindung mit Pilzen. Auch wenn unsere heimischen Orchideen auf den ersten Blick weniger auffällig erscheinen als ihre exotischen Verwandten, sind sie doch Meisterinnen der Anpassung mit beeindruckenden unterirdischen Pilz-Partnerschaften.
Jetzt mitgestalten
Für diese Station gibt es keine «Do it yourself»-Anleitung, denn es ist äusserst schwierig, Orchideen im eigenen Garten anzusiedeln. Stattdessen gibt es hier ein «Don't do it» mit auf den Weg:
Einheimische Orchideen sind eine Seltenheit und stehen unter Schutz – deshalb bitte nicht ausreissen! Fördern wir stattdessen ihre Vielfalt indem wir sie in Ruhe lassen und uns an ihrem Anblick erfreuen.